Schlepperhof

 
 

Unimog U411


Baujahr:        1956
Leistung:       30PS
Kaufdatum:   2012


Das Beste kommt zum Schluss...

Die Restauration eines Unimogs ist schon eine Herausforderung in der Schlepperszene. Er ist eigentlich gar kein Schlepper, er ist auch kein Auto oder Lastwagen. Er ist eben ein Unimog. Für damalige Verhältnisse wahnsinnige 50km/h schnell, mit Pritsche, Allrad, auf allen Seiten Zapfwellen und er geht fast senkrechte Hänge hoch. Also gehört er eigentlich in jede Sammlung. Der regelmäßige Blick auf ebay ist mittlerweile für mich zur Gewohnheit geworden und so fand ich natürlich auch den Unimog. Er war zwar verhältnismäßig günstig, aber dementsprechend war auch der Zustand. Ich weiß jetzt gar nicht, ob ich aufzählen soll, was gefehlt hat oder besser was noch da war. Aber fangen wir von vorne an. 

Abgeholt habe ich ihn im tiefsten Winter bei Eis und Schnee und ich hatte Sorge bis nach Hause zu kommen. Aber Gott sei Dank wurde es im Flachland besser und der Schnee ging in Regen über. Der Verkäufer meinte, die Winde, um den Unimog auf den Hänger zu ziehen, bräuchte ich nicht. Er setzte sich rein, der Unimog sprang direkt an und er fuhr locker auf den Hänger. Wenn das schon geht, dachte ich, ist der Rest der Restauration bestimmt kein Problem. - Ha, ha! 

Zu Hause  angekommen habe ich ihn erst mal gereinigt und eine Liste erstellt, wie ich vorgehen werde und was ich alles brauche. Sie, also die Liste, wurde immer länger: Die komplette Elektrik, Reifen, alle Kotflügel, Pritschenwände (die Originalen sind aus Holz), Sitzpolster, Sitzbezüge, Dachplane, Türen, Bremsbeläge, Kupplung und noch über hundert Kleinteile, die ich hier nicht alle aufzähle. Aber hauptsache der Mercedesstern auf dem Kühlergrill war noch top. 

Zuerst habe ich die Pritsche und das Führerhaus vom Fahrgestell getrennt. Mit den Blechteilen bin ich in eine Mietstrahlkabine gefahren und habe alles selber gestrahlt. Da ich Brillenträger bin und man unter der Maske wie verrückt schwitzt, war meine Brille schnell beschlagen und ich konnte nichts mehr sehen. Also bin ich wieder aus der Kabine raus, habe den Helm ausgezogen, die Brille getrocknet und dann wieder weiter gemacht. Nach dem fünften Mal habe ich die Brille weggelassen und dann ohne wirklich gute Sicht zu Ende gestrahlt. Das mache ich nicht noch einmal! 

Kommen wir zur Kabine: Die hinteren Seitenteile mussten neu gemacht werden, da gab es aber Ersatzteile. Also habe ich alles eingeschweißt, inklusive zwei Halteösen für das Verdeck und habe die gesamte Karosserie gerichtet. Dann habe ich alles gespachtelt, grundiert und alles zusammen mit den Türen, der Haube und dem Kotflügel lackiert. Die Bordwände der Pritsche habe ich neu aufgebaut, die Kupplung getauscht und das Fahrwerk mit dem Motor und dem Getriebe schwarz lackiert. Es gab zwar noch vieles mehr, was gerichtet werden musste, aber so langsam begann die schöne Arbeit. Die aufbereiteten Teile und Neuteile zusammen zu bauen war schon toll. Das Ganze zog sich sicher über zwei Jahre und es gab noch vieles, was ich für die Restauration des Unimogs gebraucht habe.

Die erste Probefahrt endete nach zwei Kilometer mit festen Bremsen. Die Fehlersuche brachte mich zur Verzweiflung. Zuerst dachte ich, es ist nur ein klemmendes Bremspedal, welches die Bremsen nicht löste. Dann habe ich alle vier Radbremszylinder erneuert, aber ohne Erfolg. Die Bremsschläuche sahen auf den ersten Blick in Ordnung aus und was sollte daran auch nicht stimmen. Aber genau das war die Ursache: Die Schläuche hatten sich im Laufe der Jahre im Innendurchmesser extrem verkleinert. Man konnte noch bremsen, aber die Flüssigkeit konnte ohne Druck nicht zurückfließen und somit die Bremsen lösen. 

Jetzt ist alles in Ordnung und es macht richtig Spaß damit durch die Gegend zu "rasen". In dem Dorf ist auf der Hauptstraße eine Geschwindigkeitsanzeige und mein Sohn - mittlerweile mit Führerschein - wollte umbedingt den Smiley mit runter gezogenen Mundwinkel sehen, welcher bei über 50 km/h erscheint.  Nach zehn Minuten Warmfahren ist es ihm tatsächlich gelungen!